Die Docks

Hier liegen die Docks von Linhir, an welchen Versorgungsschiffe aus Númenor anlegen um Nachschub zu liefern.

Andra schlenderte an den Docks entlang und sah verträumt aufs Meer. Sie genoss den leichten Wind, der hier ging und atmete die reine Luft tief ein. Sie lauschte dem Rauschen des Meeres und der Rufe der Seemöwen.
Wir oft schon hatte sie davon geträumt einfach an Bord des nächsten Schiffes zu gehen und davon zu segeln? Es waren bestimmt schon hunderte Male gewesen, wenn nicht sogar schon öfters.
Sie liebte ihre Heimat, dass stand außer Frage, jedoch sehnte sie sich trotzdem danach in ein, ihr unbekanntes, Land zu reisen. Sie wollte nicht ihr ganzes Leben in Linhir verbringen, sie wollte etwas aufregendes und spannendes machen. Ihr eingenes kleines Abeneuer haben. Und das am besten bevor sie alt und gebrechlich war, sie wollte ihr Leben leben, solange sie noch jung und gesund war.
Ohne es wirklich zu merken hatte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht geschlichen. Sie war inzwischen wie von selbst auf einen der Anlegestege gelaufen, wo der Wind noch etwas mehr wehte, jedoch immer noch angenehm. Sie hielt ihr Gesicht in den Wind und lies sich die kühle Brise um die Nase wehen.
Im Hafen war bereits geschäftiges Treiben und überall liefen Menschen durch die Gegend oder riefen anderen lautstark etwas zu. Auf dem Steg jedoch waren ihre Stimmen nur sehr dumpf zu vernehmen und Andra konnte sich eine Weile lang einbilden sie wäre allein.
Es war recht kühl heute und da es morgen war und die Sonne noch nicht ihre volle Kraft entfacht hatte, fröstelte Andra leicht. Sie zog ihre Jacke enger um sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie stand nun ganz vorne am Anleger und starrte auf das Meer.

Während Eanor auf dem Weg zur Kaserne war, hörte er einen Offizier brüllen, dass sie sich erst später melden müssten, da die derzeitige Garnison noch nicht ausgezogen war. Der Dunadan zuckte mit den Schultern und verließ die Gruppe Soldaten. Neugierig schlenderte er über die Docks, vor einigen Jahren war er zuletzt dort gewesen und seitdem war die Kolonie stark gewachsen. Wo vorher nur drei Stege das Dock gebildet hatten, waren es nun ein paar dutzend. Doch trotzdem kam der Hafen Linhirs nicht annähernd an Rómenna heran.
Aber auf den Docks der Kolonie ging es fast genauso geschäftig zu, was dafür sorgte, Eanor sich ein wenig heimisch fühlte. Ein wenig abseits der Menschenmenge, fiel ihm eine einzelne Gestalt auf, welche auf einem Steg stand.
Der Statur nach zu urteilen, war es eine Frau, welche dort einsam auf das Meer hinausblickte. Eanor näherte sich langsam, eher er nur noch ungefähr einen Meter hinter ihr stand. Eigentlich hatte er vor sich unbemerkt neben sie zu stellen, doch die quietschenden Bretter der Docks vermasselten das Überraschungsmoment. Ein wenig beflissen fragte er sie, "Wonach haltet Ihr Ausschau?" und wartete neugierig auf ihre Antwort.

Andra hatte gerade ihre Augen für einige Momente geschlossen um sich voll und ganz auf die Geräuschkulisse zu konzentrieren, als sie ein Knarren vernahm, welches nicht zum Rauschen des Meeres und den anderen Tönen passte. Sie offnete ein Auge und drehte den Kopf leicht, bis sie einen Mann neben sich stehen sah.
Als er sie, zu ihrem Verdutzen, etwas fragte machte sie beide Augen auf und sah dann aber wieder in die Ferne. Sie kannte den Mann nicht, dennoch würde sie ihm antworten, sie war immerhin sehr gut gelaunt an diesem Morgen. Mit ihrer Antwort lies sie sich jedoch Zeit. "Nach einer Chance.", meinte sie schlicht und warf dem Mann einen lächelnden Seitenblick zu. Ihr dummes Kommentar, welches ihr zuerst auf den Lippen gelegen hatte, hatte sie zum Glück herunterschlucken können. Ab und zu kann ich auch mal höflich sein. Sie sah den Mann abwartend an und musterte ihn, solange sie auf seine Reaktion wartete. Er war recht groß, eindeutig älter als sie und recht gut gebaut. Ein Soldat?

Nachdem sie eine Antwort geliefert hatte, ging Eanor ein paar Schritte nach vorne, bis er direkt neben ihr stand. Nun konnte er ihr Gesicht erkennen, recht hübsch anzusehen, fand der Soldat und musste ein wenig grinsen. Er schaute sie ein wenig verduttz an, als sie immer noch die Augen geschlossen hielt und blickte dann ebenfalls auf das Meer und schloss die Augen. Nach einigen Augenblicken öffnete er sie wieder. "Was bei Manwes heiligem Hintern seht ihr, wenn ihr die Augen schließt?" fragte er lachend und schaute sie von der Seite an.
Noch bevor sie antwortete, fragte er sie "Und von was für einer Chance redet Ihr? Wollt Ihr nach Númenor schwimmen? Ich versichere Euch, Ihr wärt ertrunken bevor ich auch nur aus der Bucht von Belfalas raus seid." sagte er mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Normalerweise war er nicht so forsch, doch in seiner guten Laune wollte er nun ein paar Kontakte knüpfen.

Andra schüttelte nur mit geschlossenen Augen den Kopf, grinste dabei aber breit. Anscheinend war sie hier nicht an einen verbissenen Krieger geraten, sondern an einen Soldaten der noch Späße machen konnte. Ansonsten hätte er sie nicht soetwas gefragt.
Langsam öffnete sie die Augen und sah den Mann wieder schief an, ehe sie etwas entgegnete. "Ihr müsst äußerst weise sein, wenn ihr wisst, dass ich es schwimmend nicht weit schaffen würde.", meinte sie ironisch und grinste ihn frech an. Andra hatte noch nie zuvor mit einem Soldaten geredet, falls sie mit ihrer Vermutung im recht wäre, so wäre dies für sie das erste Mal. Sie hoffte, dass sie ihn mit ihrer frechen Antwort nicht verärgert hatte, sie vermutete nur, dass Krieger schnell in ihrem Stolz beleidigt sein könnten. Und einen solchen gegen sich zu haben, wäre wahrscheinlich kein wirklicher Vorteil.

Eanor musste grinsen, "Ach bitte, ich fühle mich geschmeichelt." entgegnete er lachend und zwinkerte der Frau zu. Er umging die offensichtliche Provokation, da es ihm schien, dass sie es nicht böse meinte. Wieder blickte er auf das Meer hinaus und sagte dann, den Blick immer noch in die Ferne gerichtet, "Ihr habt mir immer noch nicht gesagt auf was für eine Chance Ihr wartet. Wollt Ihr von hier weg?". Eigentlich konnte er sich die Antwort selbst geben, sehr berauschend war es in Linhir nicht. Man konnte die Kolonie keineswegs mit den prächtigen Städten Númenors vergleichen, aber was noch nicht war, konnte ja noch werden.
Die Schiffe, welche die Soldaten nach Linhir gebracht hatten legten bereits wieder ab und traten die Heimreise an. Wie Schwäne bewegten sie sich über das Wasser und wurden immer kleiner. Da kam ihm wieder in den Sinn, warum er überhaupt nach Mittelerde gekommen war. Er fragte sich, wohin er und der Rest seiner Truppe hin verlegt werden würden und blendete die Frau kurz aus. Ihm wäre es am liebsten, wenn er möglichst weit nach Norden versetzt worden wäre, dort hätte er viel mit Orks zu tun gehabt. Und mit diesen Kreaturen des Bösen hatte er noch eine Rechnung offen. Entschlossen nickte er und wandt sich dann wieder der Frau zu.

Andra zwinkerte dem Mann frech zu, als dieser meinte, dass er geschmeichelt sei. Als er ihr abermals seine Frage stellte, was sie mit ihrer Aussage über eine Chance meinte, wollte sie gerade antworten, als sie bemerkte, dass ihr Gegenüber in Gedanken war. Sie schwieg einige Sekunden lang, bis er sich wieder ihr zuwandte, sie hatte ihn in seinem Gedankengang nicht stören wollen. Sie atmete einmal tief ein und überlegte kann kurz, ob sie es ihm erzählen sollte. Immerhin kenn ich den Kerl ja gar nicht. Jedoch ist dann die Chance, dass ich öfter mit ihm zu tun hab relativ gering. Sie zuckte kurz mit den Schultern und entschied sich dann spontan dafür.
"Und wiedermal habt Ihr scharfsinnig kombiniert und seit tatsächlich sogar zum richtgen Schluss gekommen.", meinte sie grinsend stichelnd und sah ihn wieder an. Sie konzentirerte sich auf seine Antwort um nicht wieder in Gedanken an ferne Länder zu versinken.

"Wass soll ich tun, ich bin nunmal ein gewiefter Kerl." antgegnete er, grinste breit und verbeugte sich leicht. Die Art und Weise, auf die die Frau antwortete amüsierte ihn sehr. Welche Pflichten halten sie wohl hier?
Kurz überlegte Eanor und dann blickte er wieder zu seinem Gegenüber,
"Was hält Euch hier? Wenn Ihr andere Länder erkunden wollt, so könntet Ihr gehen, doch etwas scheint Euch davon abzuhalten." sagte er mit fragendem Gesichtsausdruck. Da kamen ihm die Häfen Lindons wieder in den Sinn.
Drei Jahre war er dort regelmäßig ein und ausgegangen und hatte das große Reich der Noldor in Mittelerde zu ehren gelernt. Dies war sein Fernweh und er beschloss im gleichen Moment, Lindon zu besuchen wenn er seinen Dienst geleistet hätte.
Da fragte der Soldat sich, wann er zur Kaserne eilen musste und bangte, dass der Rest seines Battalions bereits dort war. Doch dann sah er einige Soldaten, welche dazu gehörten und beruhigte sich wieder. Unpünktlichkeit war in der Armee Númenors nicht sonderlich beliebt und wurde gerne mit zusätzlichem Wachdienst geahndet. Erleichtert seufzte er und wandt sich dann wieder der Frau zu.

Andra lachte bei seiner Antwort kurz auf und zwinktere ihm dann zu. Sie wandte ihren Blick wieder ab und starrte in die Ferne auf das Meer. Die Sonne ging langsam auf und die Strahlen glitzerten magisch auf dem Wasser und wurden reflektiert.
Die nächste Frage des Mannes riss sie wieder aus ihrer Betrachtung und sie sah zu ihm. Ja, was hält dich eigentlich hier? Da war Greg und somit das Gefühl ihm für seine HIlfe verpflichtet zu sein, obwohl er ihr schon oft gesagt hatte, dass sie ihm nichts schuldig war und das er es genossen hatte sie bei sich zu haben. Bei dem Gedanken an den alten Mann stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht. Was hatte sie nur für ein Glück gehabt bei ihm zu landen. Sie schüttelte kurz leicht den Kopf um sich wieder auf die Frage zu konzentrieren.
Sie zuckte mit den Schulter und meinte dann. "Na ja, Linhir ist meine Heimat ...", sie stockte kurz und merkte, dass da wirklich nicht viele Punkte waren, die sie hindern würden. "Und außerdem weiß ich doch gar nicht ... wo genau ich hin möchte." Sie hielt wieder kurz inne, sah zu Boden und merkte, wie lächerlich ihre Argumentation war. Grinsend sah sie wieder auf und meinte dann zu dem Mann. "Da kommt ihr einfach so daher und schmeißt einiges in meinem Leben um ..." Sie lachte abermals auf und sah ihn dann lächelnd an.

Ein Grinsen bildete sich auf Eanors Gesicht, anscheinend hatte er die Frau zum Grübeln gebracht. "Ihr steht hier also Tag für Tag und habt Fernsucht und doch wisst Ihr noch gar nicht wohin Ihr wollt?" fragte er lachend und deutete auf eines der Schiffe, welches gerade anlegte. "Die Schiffe Númenors können Euch an jeden freundlich gesinnten Hafen Mittelerdes bringen, natürlich müsst Ihr für die Überfahrt bezahlen, aber es ist der beste Weg um von hier weg zu kommen. Der Landweg birgt viele Gefahren, Orks, Trolle und Banditen." sagte er ihr und dachte dann an die bevorstehenden Kämpfe gegen die Orks. Sein Blick wendete sich nun vom Meer ab und richtete sich nach Nordosten, wo die Ausläufer des Weißen Gebirges und die dunklen Gebirge Mordors zu sehen waren. Bald würde er in das Gebiet zwischen den beiden Gebirgen entsandt werden. Dann blickte er wieder zu der Frau, "Aber sagt mir, habe ich Euer Leben nun schon so umgeworfen?" fragte er grinsend und nahm ihre Unschlüssigkeit über ihr Reiseziel wieder auf.
"Ich empfehle Euch, Lindon zu besuchen. Dieses reich der Elben ist sehr schön und Ihr könnt viel von der Architektur und Kunst der Elben dort bestaunen. Und natürlich solltet Ihr Númenor mal besuchen, schließlich gehört auch diese Kolonie dazu." sagte er ihr und war in Gedanken wieder auf seiner Heimatinsel. Er sah sich auf dem Meneltarma und blickte über die ganze Insel. Er schütelte den Kopf und blickte auf das Meer, ohne seinen Blick abzuwenden fügte er hinzu, "Na toll, jetzt habe ich auch Fernweh." und lachte auf.

Andra dachte abermals darüber nach, wo sie hinwollte. Eigentlich war das nicht allzu schwer, am liebsten würde sie überall einmal gewesen sein. Da jetzt das erste Land auszuwählen war schwer. Kaum, dass sie zu diesem Gedanken gekommen war, begann der Mann ihr auch schon Vorschläge zu machen und Andra hörte ihm aufmerksam zu. Numenor?
Das sie mit einem dem Schiffe fahren könnte war ihr bewusst, aber sie hatte noch nie nachgefragt, wieviel das kosten würde. Das war nämlich die nächste Frage, ob sie sich das leisten konnte. Sie wollte Greg auf jeden Fall einiges an Geld dalassen, dafür, dass er sich jahrelang um sie gekümmert hatte, was auch nicht gerade billig ist.
Als er fragte ob er ihr Leben wirklich so durcheinander gebracht hätte schüttelte sie kurz grinsend den Kopf, sie übertrieb eben gerne mal. Sie war wieder in den Gedanken vertieft, sich zu überlegen, wo sie hin wollte, als der Mann neben ihr meinte, dass er nun auch Fernweh hatte.
Grinsend sah sie ihn an. "Ihr seit doch bestimmt schon viel mehr in Mittelerde umhergekommen, oder liege ich damit etwa falsch?" Sie sah ihn fragend an und hob eine Augenbraue. Es schien zumindst schonmal nicht so, als würde er von hier kommen, schon alleine diese Tatsache unterschützte ihre Vermutung.

"Diesmal habt Ihr scharfsinnig kombiniert, ich bin tatsächlich schon an dem einen oder anderen Ort gewesen." antwortete Eanor und holte einen Beutel hervor. Der Inhalt des Beutels bestand aus vielen verschiedenen Steinen, der Dunadan holte einen hervor, "Diesen Stein habe ich an der Küste von Belfalas eingesammelt." sagte er und kramte weitere Steine hervor. Letztlich erklärte er, dass er in Belfalas, in den Waldgebieten nördlich der Kolonien, Númenor und seiner Heimat war. "Jedoch würde ich gerne die Reiche der Zwerge erblicken. Ich habe gehört, dass sie Mithril so bearbeiten können, dass daraus ein Kettenhemd wird, was von kaum einer Waffe durchstoßen werden kann.
Deswegen ist mein nächstes Ziel Khazas-Dûm im Norden." erklärte er der Frau, "Ich weiß, wahrscheinlich interessiert es Euch nicht, aber es kam mir grade plötzlich in den Sinn." fügte er hinzu und zuckte mit den Schultern.
Es würde jedoch noch einige Zeit dauern, bis der Soldat seine Reise antreten konnte. Sein Dienst in der Kolonie hatte noch nichteinmal begonnen und er plante bereits sein zukünftiges Vorgehen. Innerlich scholt er sich dafür und seufzte kurz.

Andra musste kurz auflachen, als er dieses Mal ihren Satz gegen sie verwendete und zwinkerte ihm zu. Danach sah sie zu, wie er einen Beutel hervor holte und aus diesem verschiedene Steine zog. Erst war sie verwirrt, aber seine Erklärung folgte sogleich und sie verstand.
Sie hörte ihm gespannt zu, als er von den Landen der Zwerge erzählte. Das klingt interessant. Schoss es ihr durch den Kopf und ihr Interesse an der Schmiedekunst und der Verarbeitung von Mithril stieg. Als der Mann sich bei ihr entschuldigte schüttelte sie lächelnd den Kopf. "Ihr braucht euch dich nicht zu entschuldigen, ich find das durchaus interessant." Sie sah ihn lächelnd an. "Immerhin bin ich, was fremde Länder angeht, nicht wirklich gebildet. Das geb ich zwar nur unsgern zu, aber so ist es." Sie zwinkerte ihm und erst jetzt viel ihr auf, dass sie ihn immer noch nicht beim Namen kannte und du "du" oder "ihr" sagen konnte.
Sie grinste ihn an und hielt ihm dann ganz förmlich die Hand hin und meinte. "Ich bin übrigens Andra, Herr Soldat." Sie sah ihn abwartend und breit grinsend an.

Eanor grinste und schüttelte die Hand der Frau, welche sich Andra nannte.
"Nennt mich Eanor." sagte er und nahm seine Hand nach einiger Zeit wieder zurück. Andra schien sich sehr für fremdeLänder zu interessieren, auf Númenor wollte kaum jemand etwas von den Zwergen und ihrer Schmiedekunst erfahren.
"Nun, es gibt viel in Mittelerde zu entdecken. Ihr könntet doch auch das Weiße Gebirge bereisen, oder einfach dem großen Fluss nach Norden folgen. Ich könnte Euch ja auch ein wenig über die Länder Mittelerdes erzählen." sagte er ihr und holte eine Karte hervor, welche von einem der Gelehrten Númenors gezeichnet wurde. Sie war nicht zu 100%, aber man konnte ungefähr erkennen, wo sich welcher Ort befand. "Also, worüber möchtet Ihr mehr wissen Andra?" fragte er und hielt Ihr die Karte hin.

Andra schüttelte seine Hand kurz und nickte, als er sich vorstellte. Ihr Gedanken kreisten immer noch um das was er über die Zwerge erzählt hatte. Es gibt so viele Völker in Mittelerde und ich kenne nur die Menschen. Dachte sie sich, als ihr die Elben in den Sinn kamen.
Sie sah wieder zu ihm, als er weiter redete. Er erwähnte das Weiße Gebrige, doch leider musste sie sich eingestehen, dass sie keine Ahnung, wo dieses war. Im allgemeinen hatte sie keine Ahnung wie Mittelerde angeordnet war. Als er ihr das Angebot machte, dass er ihr noch mehr erzählen könnte lächelte sie ihn mit strahelnden Augen an. "Ja sehr gerne.", sie nickte eifrig und war selbst verwundert über ihr Verhalten. Sie sah interessiert zu, wie er eine Karte hervorziehte. Sie hatte von solchen Karten gehört, aber noch nie eine zu Augen bekommen. "Alles ... ich möchte alles wissen ... na ja alles was ihr mir erzählen könnt." Sie grinste ihn an und hoffte, dass er ihr es nicht böse nehmen würde, wie sie sich verhielt.

"Alles wollt Ihr wissen?" sagte Eanor lachend und suchte nach einer Sitzmöglichkeit. Ihm fiel eine Bank auf, auf welcher sich die beiden kurz darauf niederließen. "Mal sehen was ich Euch erzählen kann." sagte der Dunadan nachdenklich und ließ seinen Finger über die Karte streichen. Er beschloss mit Númenor anzufangen, schließlich waren seine Bewohner für die Errichtung dieser Kolonien verantwortlich. "Also, diese Insel," er deutete auf der Karte darauf, "ist Númenor, meine Heimat. Von dort kamen wir Dunedain und begannen die Küsten Mittelerdes zu befahren und Handel mit anderen Völkern zu treiben. Die Insel ist sternförmig und in der Mitte liegt ein sehr hoher Berg, Meneltarma wird er genannt. Auf ihm liegt das Heiligtum Erus, unseren Schöpfers, welches von großen Adlern Manwes bewacht wird. Das Heiligtum strahlt eine besondere Kraft aus, in seiner Nähe vermag man es nicht zu sprechen. Ich bin desöfteren auf dei Spitze des BErges gewandert, wenn ich Ruhe brauchte. Außerdem hat man einen wundervollen Ausblick über die Insel von dort aus." erklärte er ihr und erzählte dann von den großen Städten Andunie, Romenna und Armenelos.
"Alle unsere Städte auf Númenor wurden aus Stein gebaut und sind sehr groß. Lange Straßen, Märkte und edle Bauten haben wir errichtet."
Er hatte Ihr nun sehr viel über seine Heimat erzählt, doch sollte sie auch etwas über Lindon erfahren.
"Lindon ist das große Reich der verbliebenen Elben in Mittelerde. Ich war dor öfters, als ich noch in der Flotte gedient habe. Die Bauten der Elben dort sind wunderschön, eine Erinnerung an vergangene Tage heißt es. Die Hauptstand Lindons ist Mithlond. Dor regiert Gil-Galad, hoher König der Elben und der größte Verbündete Númenors." erklärte Eanor und schaute dann auf. Er hatte bereits viel erklärt und wollte sie nicht langweilen,
"So, ich könnte Euch noch einiges anderes erzählen, aber wir wollen ja nicht, dass Ihr Euch langweilt Andra." sagte er grinsend.

Andra sah aufmerksam zu jedes Mal wenn er auf die Karte deutete und versuchte sich das grobe Aussehen Mittelerdes einzuprägen. Alles was er ihr erzählte versuchte sie sich vorzustellen, aber wahrscheinlich kam sie mit ihren Bilder im Kopf nicht annähernd an die wahre Pracht der Städte heran.
Sie hatte kein Zeitgefühl, während Eanor sprach. Sie sah erst wieder zu ihm auf, als er sagte, dass er sie nicht langweilen wollte.
Sie grinste ihn an. "Ach wisst ihr, wenn ich mich langweile, dann sag ich das schon, keine Angst.", sagte sie frech und zwinkerte ihm abermal zu. Dann sah sie zum Hafen und erst anhand des Treibens der Leute bemerkte sie, dass sie hier schon eine Weile lang mit Eanor sprach.
Sie sah wieder zu ihm. "Die bessere Frage ist, ob ich euch nicht gerade um eure wohl verdiente Freitzeit bringe?", fragte sie und hatte tatsächlich ein leicht schlechtes Gefühl. Sie würde noch gerne mehr hören, wollte ihm aber auch nicht seine Zeit stehlen. Nicht jeder hatte so wenig zu tun und so wenige Verpflichtungen wie sie.

Eanor überlegte kurz und schaute dann in Richtung der Stadt, er sah immer noch Soldaten seines Battalions, welche sich ausruhten. Das hieß, dass sie sich noch nicht bei der Festung melden mussten. "Keine Sorge, es macht mir ja Spaß. Was Euren Entdeckerdrang angeht, könntet Ihr eine Númenorerin sein." sagte er lachend und zeigte dann auf das Zwergenkönigreich Khazad-Dûm im Nebelgebirge. "Die Zwerge haben dort ein Reich unter dem Gebirge. Sie bearbeiten dort die feinsten Metalle und Juwelen. Ich war leider selbst noch nicht dort." erklärte er Andra und stellte sich vor wie die Hallen der Zwerge wohl aussehen würden. Dann fiel der blick des Soldaten auf ein anderes Land auf der Karte. "Dieses Land müsste Euch bekannt sein. Mordor, Reich Saurons. Mit ihm haben wir viele Grenzkonflikte und nichts wäre ihm lieber, als das Númenor im Meer versinkt. Über Mordor selbst weiß ich nicht viel, außer, dass man die Bosheit dort förmlich einatmen soll und dass es von Orks übersäht ist." erzählte der Dunadan und es fuhr im kalt den Rücken runter.

Sie folgte seinem Blick, als er in Richtung Hafen sah und sah erst wieder zu ihm, als er weitersprach. Sie versuchte sich Zwerge vorzustellen, sie wusste zwar wie diese aussehen sollten, hatte aber noch nie einen zu Gesicht bekommen, deswegen sah ihr Bild im Kopf äußerst merkwürdig aus.
Sie wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als das Wort Mordor fiehl. Aufmerksam sah sie auf die Karte und lauschte dem was Eanor erzählte. "Seit ihr diesen Kreaturen schon einmal begegnet?", fragte sie ihn und hätte sich im nächsten Moment dafür Ohrfeigen können. Er ist ein Soldat, bestimmt stand er denen schon gegenüber. Sie verdrehte kurz über ihre eigene Dummheit die Augen und grinste den Soldaten dann entschuldigend an. Sie hatte nur Gesichten über die Orks gehört und wusste nicht wieviel davon wahr war und wieviel erfunden.

Als Andra ihn fragte, ob er schonmal Orks begegnet war, zuckte er kurz zusammen. Er erinnerte sich an die erste Begegnung mit den Dieners Saurons.
Als er daran dachte, fühlte es sich so an, als ob es erst vor kurzem geschehen wäre. Er hörte das Geschrei der anderen Soldaten, seiner Freunde und das Gegrunze der Orks. Und dann sah er alles nocheinmal vor sich, jeder von ihnen wurde enthauptet und nur ihn ließ man am Leben um die Überreste der Toten nach Linhir zu bringen. Er ließ die Karte fallen und fing an zu zittern, er ballte die Fäuste vor Wut und um das Zittern zu unterdrücken. dann schüttelte er mit einem Mal seinen Kopf und verdrängte die Gedanken. Sofort hob er die Karte wiede hoch und wandt sich dann wieder Andra zu. "Ja, ich bin ihnen schon öfters begegnet. Und das erste Mal werde ich niemals vergessen. Es war...", er wollte es ihr gerne sagen, schließlich hatte er zuvor mit fast niemandem darüber gesprochen, doch etwas hielt ihn davon ab. Er schaute wieder zu Boden und sah dann das Gesicht seines Freundes Ardaron, welchen man als letzten hingerichtet hatte. "Wir sehen uns eines Tages wieder!" waren die letzten Wort, welche er Eanor gesagt hatte, ehe die Orks ihm eine Ende bereitet hatten. Der Dunadan kniff die Augen zusammen und schaute weg, er hatte eine Träne in den Augen und wollte nicht, dass sie es sehen würde.

Andra sah den Soldaten erst gespannt und dann erschrocken an. War sie zu weit gegangen mit ihrer Frage? Sie spürte bereits das schlechte Gewissen das na ihr nagte. Anscheinend nahm ihn diese Erinnerung sehr mit, er lies die Karte fallen, hob sie aber sogleich wieder auf. Als er wieder das Wort ergriff sah sie ihn mit großen Augen an, er tat ihr leid und das kam nicht oft vor.
Er vollendete seinen Satz nicht und lies ihn stattdessen in der Luft hängen und wandte sich von ihr ab. Andra legte ihm vorsichtig eina Hand auf die Schulter, sie wusste nicht wie er reagieren würde, und strich ihm dann über den Rücken. "Du musst mir davon nicht erzählen, ich war schon neugierig genug.", murmelte sie leise und fügte aber hinzu. "Ich selbst hab aber die Erfahrung gemacht, dass es ganz gut sein kann über solche Dinge zu reden." Er sah immer noch nicht zu ihr, aber sie lächelte sanft. Was es auch war an das er dachte, anscheinend hatte es ihn sehr mitgenommen.

Eanor hielt sich kurz eine Hand vor das Gesicht und fasste sich wieder.
Er schaute wieder zu Andra, "Ja, ja es würde gut tun, darüber zu reden. Aber nach all den Jahren ist der Schmerz immer noch so allgegenwärtig." erklärte er und blickte auf das Meer. "Es war vor einigen Jahren, als ich schoneinmal hier stationiert war. Ich gehörte zu einem Tupp, welcher die Grenzen der Kolonie überwachen sollte. Wir gerieten in einen Hinterhalt der Orks.
Sie waren uns eindeutig überlegen und boten uns an, uns zu ergeben. Da wir es noch nie mit ihnen zu tun hatten, dachten wir, sie würden uns am Leben lassen, aber dem war nicht so. Ich wurde an einen Baum gefesselt und musste zusehen wie die anderen Mitglieder des Trupps nach und nach hingerichtet wurden. Ich habe alle diese Männer seit Jahren gekannt, sie waren meine Freunde und dann wurden sie getötet, als wären sie nichts. Ich wurde am Leben gelassen um mit den Überresten hierher zurückzukehren, als Drohung. Ich habe an diesem Tag geschworen, mich nie wieder jemandem zu ergeben und meine Waffe wegzulegen." kurz stockte er und tastete nach dem Heft seines Schwertes. Es beruhigte ihn, das Schwert in der Hand zu haben und er atmete entspannt aus, dann fuhr er fort, "Nun bin ich wieder hier, um erneut gegen diese Kreaturen zu ziehen, doch diesmal werde ICH keine Gnade zeigen!", sagte er udn wurde etwas lauter. "Verzeiht, ich habe mich ein wenig reingesteigert." meinte er in ruhigerem Ton und entschuldigte sich.

Andra hörte ihm geduldig zu und nickte immer wieder. Was er ihr erzählte schocke sie ziemlich, aber sie lies sich nichts davon anmerken. Sie hatte gewusst, das die Orks grausam ware, aber gleich so schrecklich? Sie hatte tatsächlich sehr Mitleid mit ihm und konnte sich nur schwerlich vorstellen, wie das sein musste. Zu sehen wie seine Kameraden getötet werden und dann auch noch die Leichname wieder zurückzubringen. Sie schloss kurz die Augen und es fröstelte sie bei der Vorstellung leicht, dann sah sie wieder auf und Eanor in die Augen.
"Das klingt ... schrecklich.", begann sie und fand nicht die richtigen Worte um ihr Entsetzen auszudrücken.
Als er sich bei ihr entshculdigte schüttelte sie lächelnd den Kopf und meinte. "Ihr braucht euch wegen soetwas doch nicht entschuldigen. Ich kann das durchaus nachvollziehn und find es wirklich .... beeindruckend." Sie lächelte ihn abermals an. "Ich denke nicht, dass es da draußen noch mehr wie euch gibt, die nach solch einem Erlebnis noch weiterkämpfen können und wollen."

"Ja, schrecklich." wiederholte Eanor die Worte Andras und blickte auf das Meer. Trotz dieses schrecklichen Ereignisses war er entschlossen den Orks wieder entgegenzutreten. Diesmal jedoch, war der Spieß anders herum, die Númenorer hatten Erfahrung mit den Orks und ihre Truppen hatten an den Grenzen die Oberhand. Dann erinnerte der Dunadan sich daran, was sein alter Ausbilder ihm stets gepredigt hatte,"Unterschätze niemals einen Gegner, oder du bist schneller tot als dir lieb ist." dachte er laut und schaute Andra verwundert an. "Eine alte Erinnerung." erklärte er mit einem freudlosen Lächeln auf den Lippen. Nein, er würde die Orks nicht unterschätzen, aber wenn er gegen sie kämpfte, würde er keinen von ihnen am Leben lassen, oder sterben. Da fiel dem Soldaten auf, dass sie die anderen Mitglieder des Battalions gerade auf den Weg machten, Eanor setzte sich auf und schaute zu Andra hinunter. "Ich muss nun zu meinem Dienst antreten, vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder." sagte er, verbeugte sich leicht und ging von dannen.
In einiger Entfernung konnte er die Truppen sehen, welche aus der Kaserne ausrückten. Als die Battalione aneinander vorbeimarschierten, scherzten sie untereinander, wie viele Orks sie erschlagen hätten, oder erschlagen würden.
Eanor schüttelte darüber nur den Kopf, er würde die meisten erschlagen, dies hatte er sich geschworen. Er näherte sich weiter der Kaserne, ehe er sie betrat.

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